Allgemeine Zeitung vom: 5.2.2014

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INTERVIEW

Bürgermeister Helmut Höning über die Probleme einwohnerschwacher Gemeinden und die positive Entwicklung von Roth

KREIS BAD KREUZNACH - Ruhe, Natur, Idylle – das Wohnen auf dem Land bietet Vorteile. Dafür ist die Infrastruktur meist schlecht, die Wege zur Arbeit sind weit. Doch, wie lebt es sich in den kleinsten Gemeinden wirklich? Die Allgemeine Zeitung hat einmal ganz genau nachgefragt. Heute bei Helmut Höning, Bürgermeister von Roth: 258 Einwohner.

Herr Höning, Sie sind Bürgermeister einer der kleinsten Gemeinden in Ihrer Verbandsgemeinde. Was bringt dies für Besonderheiten mit sich?

Verwaltung, Planung und Umsetzung von Projekten enthalten heute dermaßen viele „Pferdefüße“, dass nichts mehr leicht und effektiv umgesetzt werden kann. Auflagen, Vorschriften und Verwaltung dieser Auflagen machen die Arbeit eines Ortsbürgermeisters zum Verwalter und nicht mehr zum Gestalter seiner Gemeinde.

Wie hat sich die Bevölkerungsdichte in den vergangenen Jahren entwickelt?

Durch die Umsetzung eines Wohnbaugebietes mit 18 Bauplätzen konnte die Bevölkerungsdichte verbessert werden. Die Umsetzung dieses Wohnbaugebietes war nur möglich aufgrund der erhöhten Bereitschaft von Grundstückseigentümern, mit der Gemeinde zusammen das Risiko der Vermarktung gemeinsam zu tragen.

Welche Vorteile hat das Leben in einer kleinen Gemeinde für die Bürger?

Eine Gemeinde wie Roth, mit Anbindung an die A 61, dem schulischen Angebot der IGS Stromberg, dem vorhandenen Einkaufszentrum an der A 61, den örtlichen Vereinen hat wenig Nachteile.

Und welche Nachteile?

Als Nachteil sehe ich die permanente Geldnot. Wir könnten uns selbst helfen, wenn wir unsere Windkraftanlage „Aspen“ bekämen, aber man lässt uns nicht. Wir sind zu klein, um gehört zu werden.

Könnten Sie sich vorstellen, eines Tages mit Nachbargemeinden zusammenzugehen?

Wenn man meint, das Zusammenlegen von Orten brächte Vorteile für beide Gemeinden, täuscht man sich gewaltig. Das Zusammenlegen von Ortsgemeinden bedeutet Aufgabe von Identität. Ich bin für die Erhaltung gewachsener Strukturen. Sicher, Prozesse müssen entschlackt werden um einfacher, effektiver, zielorientierter agieren zu können. Das Land betreibt seine Gebietsreform daher zu Recht auf der Ebene der Verbandsgemeinden, es sollten jedoch auch Kreisgrenzen kein Tabu darstellen.

Haben Sie Angst davor, dass Ihre Gemeinde eines Tages ausstirbt?

Nein – darüber mache ich mir keine Gedanken. Es gibt ja diesen berühmten Spruch von Martin Luther: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Bäumchen pflanzen“. Danach handele ich.

Können Sie, als eine der kleinsten Gemeinden, denn überhaupt noch neue Bürger gewinnen?

Natürlich, man muss es nur wollen und darf sich nicht in „Wenns“ und „Abers“ verstricken.

Werden die gut in die kleine Dorfgemeinschaft aufgenommen?

Ja, das funktioniert gut, es braucht seine Zeit, bis man ankommt, bleibt und alle sehen, was für ein guter Kerl man ist.

Welchen Herausforderungen stehen Sie als kleine Gemeinde im demografischen Wandel besonders gegenüber?

Einen demografischen Wandel sehe ich nur bedingt in meiner Gemeinde. Im Gegenteil wird ein Haus leer, ist es in Kürze verkauft und wird wieder neu bezogen – und das in der Regel von jungen Leuten.

Wie ist es um die Infrastruktur in Ihrer Gemeinde bestellt?

Unser Spiel- und Bolzplatz wird mit Zuschüssen und einer vierzigprozentigen Eigenleistung, die von den Bürgern der Gemeinde geleistet werden, saniert. Straßen dürfen nicht mehr kaputt gehen. Dass unser Ort gepflegt aussieht, haben wir vor allem unseren Bürgern zu verdanken. Das sollte die Politik nicht für selbstverständlich halten.

Welche Wünsche haben Sie für Ihre Gemeinde für 2014?

Umsetzung der Sanierung und Neugestaltung des Spiel- und Bolzplatzes und Anerkennung und Verwirklichung unserer Windkraftanlage „Aspen“. Mit dieser Windkraftanlage wären wir saniert.

Das Interview führte Daniela Elsässer.

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