Allgemeine Zeitung vom: 30.10.2018

Über den Kurznachrichten-Dienst haben sich die Rother organisiert und für ihre Kinder einen kunterbunten Platz zum Toben gebaut. Und die Ideen reißen nicht ab.
Viele Rother haben angepackt, damit sich der einst verwahrloste Spielplatz zu einem Schmuckstück mausern konnte. Foto: Sonja Flick

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Spielplatz in Roth hat eine WhatsApp-Gruppe
Von Sonja Flick
vor 1 Tag

ROTH - „Was ist denn das?“, fragt Ortsbürgermeister Helmut Höning und nimmt Kurs auf die lange, schmale Holzlatte, die am Zaun des Spielplatzes in Roth direkt beim Boule-Platz hängt. Die Latte hat kleine Vertiefungen. Bestimmt, um die Punkte, die bei einem der Spiele erreicht werden, zu kennzeichnen, mutmaßt Höning und schaut sich mit einem zufriedenen Nicken den kunterbunten Spielplatz an. „Die Eigenleistung der Bürger kann man nur lobend erwähnen“, betont der Ortschef.
Ja, kaum jemand hätte vor einigen Jahren daran geglaubt, dass dieser Treffpunkt für die Kleinen und auch Großen mal so beliebt sein würde. Schon einmal hatte die Allgemeine Zeitung berichtet, jedoch war das Fazit niederschmetternd. Als optimaler Treffpunkt war dieser Platz durchgefallen. Völlig verkommen und nicht nutzbar, da nur noch defekte und marode Spielgeräte ihr trauriges Dasein fristeten, war ein ausgelassenes Toben hier undenkbar.


Vor vier Jahren dann wurden 60 000 Euro angesetzt, um dem Gelände Nahe des Friedhofs eine Rundum-Erneuerungskur zu gönnen. Mit Erfolg. Neben den Rother Kindern finden sich auch Kids von außerhalb auf dem zu einem kunterbunten Abenteuer gemauserten Spielplatz ein. Inzwischen ist das Gelände schon fast zu einem Mehrgenerationenplatz herangereift. Klettergeräte, eine Nestschaukel, eine Spielzeugbox voller Förmchen und Bagger neben dem Sandkasten finden sich hier ebenso wieder wie gemütliche Sitzbänke und ein Boule-Platz, der regelmäßig bespielt und auch gepflegt wird. Nicht selten passiert es, dass Helmut Höning in der WhatsApp-Gruppe „Kinderspielplatz“ eine begeisterte Nachricht geschickt bekommt: „Wie schön, schon wieder 20 Kinder!“


Ein Spielplatz mit eigener WhatsApp-Gruppe? Der Ortschef schmunzelt und erklärt den simplen wie sinnvollen Hintergrund: Sicher könnte Höning sein Anliegen auch im Amtsblatt der Verbandsgemeinde abdrucken lassen, „aber so geht es doch viel schneller“. Während anderenorts derartige Kommunikationsmöglichkeiten verpönt werden, sieht Höning sie eher als Glücksfall. Über ein Jahr Bauzeit war nötig, circa 35 bis 40 Leute haben im Wechsel geholfen – alles Bürger aus Roth. Und auch alle Altersschichten seien vertreten gewesen. Klar, dass Helmut Höning noch weitere lobende Worte für seine Bürger findet: „Die Leute hier in Roth sind toll – ansprechbar und sehr hilfsbereit.“


Zum Glück für den Nachwuchs, denn nur so konnte aus dem einst verrotteten Spielplatz ein wunderbares Fleckchen zum Schaukeln, Klettern und Sandburgen bauen entstehen. Und wer etwas mehr Schwung braucht, der folgt einfach dem hölzernen Wegweiser (ebenfalls ehrenamtlich von einem Rother Bürger gezimmert), der anzeigt, dass der Pfad Richtung Bolzplatz auch zu einer Seilbahn führt.
Der Wunsch, gemeinsam mit den Bürgern wieder ein ansehnliches und bespielbares Fleckchen für den Nachwuchs herzurichten, ist in Erfüllung gegangen. Die alten, maroden Spielgeräte sind schon lange abgebaut. Dafür wurden unter anderem sechs neue Spielgeräte aufgestellt, der Platz neu eingesät, ein Fallschutz angebracht.
Stolz auf das gemeinsam Erreichte


Und die Ideen reißen nicht ab, sondern werden gesammelt. Ideen, was man noch so alles machen könnte. Was Helmut Höning daran besonders gefällt: „Die Leute denken mit. Meist muss ich fragen, was ich denn machen darf“, lacht der Ortschef, „es läuft! Wir sind alle dran, wissen, dass wir als Gemeinde wenig Geld haben, aber wir tun, was wir können.“ Eltern, aber auch Rentner packen hier mit an. „Und dass das so schön angenommen wird, das macht uns alle stolz.“

Allgemeine Zeitung vom 30.10.2018

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