Allgemeine Zeitung vom: 5. November 2018

Solaranlagen für eigenen Strom und einen entspannten Haushalt. Roth steuert das Abenteuer einer vielversprechenden Zukunft an.
Roths Ortsbürgermeister Helmut Höning zeigt die Fläche bei Roth, direkt hinter der Autobahn, auf der die Photovoltaikanlagen bald stehen sollen. Foto: Sonja Flick

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Roth setzt auf Photovoltaiktechnik
Von Sonja Flick
vor 14 Stunden


ROTH - „Ich muss gestehen, das ist ein Thema, das ich jahrelang vernachlässigt habe“, seufzt Helmut Höning. Die Ereignisse in Fukushima hätten ihn wachgerüttelt. Fukushima, die Nuklearkatastrophe im März 2011 und die bange Frage „Ist das, was wir da tun, eigentlich noch beherrschbar?“ seien die Gründe, warum er das Thema „Photovoltaik“ (PV) wieder aufgegriffen habe, gesteht Roths Ortsbürgermeister.
Im Gemeinderat kam man schnell auf einen Nenner, erinnert sich Höning, alle zogen an einem Strang und waren sich auch bei der Standortsuche flott einig, gab es doch nach ausgiebiger Überlegung zwei mögliche Gelände. Das eine, direkt hinter der Autobahn A 61 – es ist Ausgleichsfläche, gut zu erreichen und nennt eine Streuobstwiese seinen Nachbar – machte das Rennen. Aufgrund der mauen Haushaltskasse der Gemeinde sollte das Projekt „Solaranlagen“ zuerst in andere Hände gelegt, das Gelände für diesen Zweck vermietet werden. Doch: Warum die Fläche vermieten, wenn man das doch vielleicht auch selber schaffen kann? Um die Kosten zu ermitteln und zu prüfen, ob die Gemeinde Roth die PV-Anlage betreiben könne, wurde ein Interessenbekundungsverfahren von der Kommunalberatung durchgeführt. „Dass wir auf dem richtigen Weg sind, zeigten schon die ersten Wirtschaftlichkeitsberechnungen“, berichtet Höning. In den Haushalt 2018 wurden die entsprechenden Summen eingearbeitet und der Kommunalaufsicht zur Genehmigung vorgelegt.


Weitere Wirtschaftlichkeitsanalysen bestätigten die Machbarkeit, von der Kommunalaufsicht, Kreisverwaltung Bad Kreuznach, kam grünes Licht, und im Gemeinderat erfolgten weitere Beschlüsse zur Umsetzung des Projektes. Einstimmiger Tenor im Rother Rat: „Ja, den Bau und Betrieb der Anlage, das wuppen wir selbst.“ Das wirtschaftlichste Angebot von „innogy SE“ zur Errichtung einer schlüsselfertigen PV-Freiflächenanlage mit einer Anlagengröße von 739,2 kWp („Kilowatt peak“ beschreibt die Spitzenleistung von Solarmodulen) sollte angenommen werden, die Auftragsvergabe an selbiges Unternehmen und deren hundertprozentige Tochter „Belectric“ wurde beschlossen. Endgültige Unterschriften unter die Verträge werden aber erst erfolgen, wenn die baurechtlichen Voraussetzungen gegeben (ein rechtskräftiger Bebauungsplan) und die Verträge mit der Kommunalaufsicht abgestimmt sind.

635 000 Euro waren für die Anlage, inklusive sämtlicher Herstellungs- und Anschaffungskosten, im geplanten Haushalt 2018 vermerkt. Nach Tilgung der Kredite nach 15 Jahren befände man sich im fünfstelligen Plusbereich, „und schon im ersten Jahr wäre der ,Cashflow‘, der Geldfluss in die Rother Kasse, erreicht“, erklärt Helmut Höning. „Wir haben nur Zugewinn“, sagt der Ortschef. Das sei schon deswegen wichtig, um die Anforderungen von Land und Bund zu befriedigen. Beispiel: Kindergarten. Bei über 50 Kindern komme da im Jahr eine ordentliche Summe für Roth zusammen, die der Haushalt erst mal hergeben müsse. So gebe es zwar eine gute Einkommens- wie auch Gewerbesteuer, doch davon bleibe im Gemeindesparstrumpf nicht viel hängen. Stattdessen käme dann zukünftig das Geld über die Solaranlage rein, die für Roth die Chance auf Einkünfte seien, die jahrelang regelmäßig fließen würden, erläutert der Ortsbürgermeister.


Auch nach den 15 Jahren leisten die Module weiterhin noch bis zu sechs Jahre 100 Prozent der prognostizierten Leistung. „Und dann erwarten wir für weitere acht bis zehn Jahre 70 bis 80 Prozent der Stromproduktion – als vollen Verdienst, denn die Kredite sind dann ja abbezahlt, die Anlage abgeschrieben“, erklärt Helmut Höning. „Meine Hoffnung ist, dass wir Ende März nächsten Jahres ans Netz gehen werden“, meint Höning optimistisch.


Das Dringendste sei, dass die Anlage nun umgesetzt würde. Um die 190 Haushalte der Gemeinde können dann mit Strom versorgt werden. „Und das ist Roths Beitrag zum Klimaschutz“, nickt der Ortschef zufrieden.

Allgemeine Zeitung 5. November 2018

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