Dr. Albert (Abbé) Münch

Mit diesem Namen verbindet sich ein Teil der Rother Ortsgeschichte, und zwar von 1959 bis 1968. Zu dieser Zeit war er Pfarrer in Frei-Weinheim und sehr aktiv in der Jugendarbeit. Auf seine Initiative hin wurde ein Freizeit- und Ferienlager der Ingelheimer Pfadfinder auf dem Stemel ins Leben gerufen.

Zuerst ein paar Eckdaten aus dem Leben von Abbé Münch, wie er allgemein genannt wurde:

Wie schon am Anfang erwähnt, initiierte er das Ferien- und Freizeitlager in Roth.

In seiner Sitzung vom 17.3.1960 beschloss der Rother Gemeinderat unter TOP 1:
Die Gemeindevertretung beschließt einstimmig, das Gemeindegrundstück "Am Stemel" ab 1.4.1960 an Herrn Pfarrer Dr. Albert Münch in Ingelheim-Frei-Weinheim ...zu verpachten....die Verpachtung erfolgt zur Benutzung des Grundstückes zum Zwecke der Jugendpflege, z.B. als Jugendlager, Zeltplatz, Spiel u. Sportplatz....der Platz mit der Feldscheune des Herrn Friedel Mehlig ist von der Verpachtung ausgeschlossen.......

In seiner Sitzung vom 16. April 1968 beschloss der Gemeinderat unter TOP 1:
..
wurde die Ausweisung eines Baugebietes zwischen dem Friedhof und der Ortslage beschlossen......der Gemeindevertretung wurde der Entwurf des Bebauungsplanes vorgelegt. Nach Erläuterung dazu beschließt sie einstimmig, dieser Planung zuzustimmen......

Durch diese Protokollierung kann der Zeitraum der Nutzung des Geländes durch Pfarrer Münch relativ genau bestimmt werden. Ich, Friedrich Höning, kann mich aus meiner Kinder- und Jugendzeit noch recht gut daran erinnern und werde versuchen, die Historie aus dem Gedächtnis darzustellen.

Anfangs war ein Pfadfinderlager auf dem Stemel. Dort wurden die Zeltlager errichtet. Die sanitären Anlagen bestanden aus zwei Holzhäuschen auf Balken (quasi ein Donnerbalken wie beim Militär). Darunter waren zwei Gruben ausgehoben in denen die Fäkalien gesammelt wurden. Da aber ständig der Wind darüber wehte, war der Geruch ertragbar. Trotzdem hielt sich dort niemand länger auf, als es unbedingt sein musste. Die Zeltlager wurden in einiger Entfernung errichtet.

Später wurde als ständige Unterkunft eine Holzhütte mit einem gemauerten Keller errichtet. Sie befand sich ungefähr da, wo heute das Wohnhaus der Familie Steeg steht. Dem Vernehmen nach wurde sie im Jahr 1961 erbaut.

In den Sommermonaten war auf dem Stemel im Pfadfinderlager schwer was los. Es kamen Pfadfinder aus Frankreich (Autun, Partnerstadt von Ingelheim), England, Italien und Holland. Die Holländer kamen mit dem Fahrrad von Holland aus nach Roth gefahren und wurden während des Aufenthaltes sogar von ihren Eltern besucht. Das Gasthaus "Zur alten Linde"in Roth wurde von den älteren Pfadfindern gerne aufgesucht. Den französischen Pfadfindern waren die deutschen Zigaretten nicht stark genug. Sie nahmen die so genannten 10er Stumpen, also Zigarren, als Ersatz. Wir Rother Kinder und Jugendlichen war in dieser Zeit sehr mit den Pfadfindern verbunden und nahmen gerne an den Spielen und Lagerfeuern teil. Ich selbst habe noch viele Jahre lang mit einigen von ihnen eine Brieffreundschaft unterhalten.

In dieser Zeit war es noch üblich, dass die katholischen Bürger unseres Ortes mit Kind und Kegel sonntags zur Messe nach Stromberg gingen. Autos gab es in Roth nur wenige. Der Postbus fuhr damals noch nicht durch Roth, so dass wir mit unseren Eltern zu Fuß nach Stromberg laufen mussten.

Für die Pfadfinder fand sonntags bei schönem Wetter die heilige Messe unter freiem Himmel vor dem ebenfalls auf dem Stemel errichteten Altar statt, wo sogar auf Bodenhöhe eine Glocke installiert war. Bei schlechten Wetter wurde die heilige Messe im Keller des Holzhauses gelesen.

Die Rother nahmen diese Gelegenheit gerne wahr, und der sonntägliche Messebesuch wurde dadurch für sie zwar nicht das ganze Jahr über, aber doch oft wesentlich einfacher.

Der Altar wurde, wenn ich mich recht erinnere, auf Initiative von Abbé Münch von unserem verstorbenen Mitbürger Paul Baba´ gemauert, wobei Abbé Münch und seine Pfadfinder tatkräftig mitwirkten. Später kam dann noch der Überbau dazu. Meines Wissen stammen die Säulen, die Altarsteine und die Glocke aus einer alten/ehemaligen Kirche in Freiweinheim oder Ingelheim.

Hier noch einige Bilder zu diesem Thema:

1 = Holzhaus mit gemauertem Keller
2 = Altar und Ort, wo die heiligen Messen stattfanden
3 = Waschanlagen für die Pfadfinder im Freien
4 = Toilettenanlagen (Donnerbalken)

Folgende Bilder wurden uns von der Tochter von Bernd Hoffmann zur Verfügung gestellt und werden Ihnen kommentarlos angezeigt, wenn Sie auf den folgenden Link klicken:
Altar und Pfadfinder auf dem Stemel


Hier ein Auszug aus dem Buch:
"Glaubensstark-sehr zum Leidwesen der Braunen"
Dr. Albert (Abbè) Münch, ein mutiger Priester in schwieriger Zeit

......Noch eine Sache gilt es zu erwähnen, die für die Jugendarbeit von großer Bedeutung war, nämlich Roth! In Roth, einem kleinen Flecken im Hunsrück, erwarb Pfarrer Münch einen Lagerplatz, der von den Pfadfindern als Ersatz für das verlorene Gelände in Gronau hergerichtet wurde. Ein Hütte, die ursprünglich auf dem Werksgelände der Firma Maehler und Kaege in Ingelheim stand, wurde von Frei-Weinheimer Handwerker und den Pfadfindern in Roth wieder aufgebaut. Als auch dieser Platz nicht mehr zur Verfügung stand, weil er als Baugebiet ausgewiesen wurde, wich man auf eine Wiese in der Gemarkung der Gemeinde Niederburg im Hunsrück aus. Auch hier wurden umfangreiche Instandsetzungsarbeiten.....


Hier noch einige informative Links:

Bergsträsser Anzeiger
Glaube und Leben
Gedenkfeier
Hier gibt es einige Bilder von der heiligen Messe nach der Renovierung des Altares

Wenn ein Leser dieses Artikels noch ergänzende oder korrigierende Angaben dazu machen kann, so soll er mir dies bitte mitteilen.